Die Logik der Algorithmen

Das Netz ist voll mit Trash. Das liegt an den einfachen Logiken der Algorithmen, sie haben das Netz zu dem gemacht, was es heute ist. Das Grundprinzip: Es wird das hoch gerankt, was oft geklickt wird. Die eine Ausprägung: Der ganze Hate im Netz, weil der Content gut läuft, der negative Emotionen weckt – Wut, Empörung, krasse Meinungen. Die andere Ausprägung: Im Netz gibt es nur noch Mainstream, eben vor allem das, was alle kaufen. Das ist wie bei Netflix: obenauf sind immer die Blockbuster. Irgendwie ist uns da im Laufe der Jahre die Vielfalt abhanden gekommen. Die Nische, das Kuratierte, das Leise, das Feine, das Quirkige. Hat das heute überhaupt noch eine Chance, »skaliert« das überhaupt? Wahrscheinlich nicht, zumindest niemals exponentiell. Aber halt! Wir wollen uns nicht den zynischen Gesetzen des Digital-Business anheim geben.

I love Booklovers

In den letzten Monaten bin ich in die ganz wunderbare und superlebendige #Booklovers-Community eingetaucht, die sich überall im Netz tummelt. Obwohl man in diesen Zeiten das Schwarz-Weiß-Denken und krude Theorien unbedingt vermeiden sollte, so wage ich doch diese Behauptung: Leute, die Bücher lesen und lieben (das eine gibt’s nicht ohne das andere), sind meist nicht ganz verkehrt. Man kann auf Instagram wirklich richtig tolle Leute kennenlernen! Da sind sie alle: Die Suchenden! Die Idealist:innen! Die Nicht-Schnäppchenjäger:innen! Die Liebhaber:innen von Schönheit und Wahrheit!

Eine davon ist Inga Moldenhauer, die das Bookazine und Online Book Store Vincent & Voltaire betreibt: eine Insel der Qualität im Netz (lies hier meinen Book Talk auf Vincent & Voltaire). Ein fein kuratiertes Programm, eine tolle Auswahl an Sachbüchern, Architektur, Design, Romanen und Kinderbüchern. Alles wunderschön inszeniert und fotografiert, um eben das zu ersetzen, was sie als Online Book Store nicht bieten kann: das haptische Erlebnis. Um die Bücher baut sie in ihrem Bookazine einen ganze Kosmos an Mehrwert auf, stellt in ihren Book Talks tolle Leute und ihre Projekte vor. Ich liebe ihre Vision: sie möchte eine intellektuelle Plattform des Austauschs werden! 

Gestatten: Inga Moldenhauer, Gründerin des Online Book Stores »Vincent & Voltaire«

Alles, was wirklich wichtig ist: der menschliche Geist, Bücher, Digitalisierung und Philosophie

Für 2022 haben wir ein Symposium geplant: eine gemeinsame Themen-Serie. Dafür hangeln wir uns entlang der »Welttage«. An diesen Tagen erscheint meine Kolumne auf dem Vincent & Voltaire Blog, wir fungieren gegenseitig als Co-Autoren auf Instagram, und es wird jeweils ein Insta Live Gespräch zwischen Inga und Julia zum Thema geben. Und es sind dies genau die Themen, die Julia Peglow und Vincent & Voltaire verbinden (bitte auf der Zunge zergehen lassen):

Donnerstag, 17. Februar 22: Tag des menschlichen Geistes

Wir optimieren Schlaf, Partnersuche, Ernährung und unser Aktienportfolio. Wir tracken Schritte, lesen rund um die Uhr News, sammeln Follower und nutzen jede Sekunde des Tages effizient. Aber was unser Denken betrifft – das langsame, tiefe Denken – da sind wir sehr nachlässig. Dafür gibt es keine App. Haben wir vor lauter Algorithmen das Denken verlernt? Und wie können wir es uns zurückholen?

Samstag, 23. April 22: Tag des Buches

Es ist ein altes Missverständnis, das man Bücher seit Jahrzehnten tot sagt. Diesem Kulturgut scheint etwas so elementares, unverzichtbares anzuhaften, dass sie, anders als Kassetten, Schallplatten, CDs, VHS-Videos und Super-8-Filme, bislang überlebt haben im schnell getakteten Digitalzeitalter. Warum gibt es überhaupt noch analoge Bücher? Was können Bücher, auch und gerade in dieser Zeit, was andere Medien nicht können?

Freitag, 24. Juni 22: Tag der Digitalisierung

Sprache formt unsere Sicht auf die Welt. Ungefähr zehn Jahre hatte der Begriff „Digitalisierung“ schon Zeit, uns auf die falsche Fährte zu locken und uns zu einer monokausalen Sichtweise der Welt zu verführen: Dass Technologie die Lösung ist. Reflexartig rufen alle, wenn von Digitalisierung der Schule die Rede ist, nach Tablets im Unterricht. So oft hört man in Unternehmen und Institutionen: »Wir müssen digitaler werden!« Aber was soll das eigentlich heißen? Was heißt es, wirklich und wahrhaftig digital zu denken?

Freitag, 18. November 22: Tag der Philosophie

Die Philosophie kann uns Antworten und Handlungsanweisungen geben – auch im Digitalzeitalter. Denn die elementaren Fragen, die den Menschen umtreiben, sind relativ konstant: Wer sind wir? Und wie wollen wir leben?